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Batterien und Schwungradspeicher und deren Verwendung in USV-Anlagen
3. April 2018 -

Rechenzentren der Internet-, Finanz- und IT-Branche, aber auch immer mehr anspruchsvolle Industrieprozesse, sind auf eine zuverlässige Energieversorgung angewiesen, die in vielen Fällen nicht durch das öffentliche Netz gewährleistet werden kann.
Daher kommen in diesen Branchen in hohem Maße Unterbrechungsfreie Stromversorgungen (USV) zur Anwendung, die bei einer Netzstörung oder einem Netzausfall die Energieversorgung der angeschlossenen Geräte und Maschinen sicherstellen.

Die Energie, die die USV-Anlagen zur Überbrückung von Netzausfällen benötigen, kann auf unterschiedliche Art bereitgestellt werden:

  • Batterie
  • Schwungrad
  • Kondensator
  • Druckluft
  • Supraleitende Spule (SMES)

Abhängig von der Art des Energiespeichers können Netzausfälle von wenigen Sekunden bis zu ca. einer Stunde überbrückt werden. Soll die Lastversorgung auch während länger andauernder Netzausfälle sichergestellt sein, kommen in der Regel Dieselaggregate zum Einsatz, die dann die Lastversorgung von der USV übernehmen.

Neben der Batterie als klassischem Energiespeicher werden auch Schwungradenergiespeicher eingesetzt, bei denen die Energie nicht in elektro-chemischer Form, wie in einer Batterie, sondern in Form von kinetischer Energie in einer rotierenden Masse gespeichert wird.

Anbindung von Energiespeichern

Die Art und Weise, wie die jeweiligen Energiespeicher mit der USV verbunden sind, hängt sowohl vom Typ des Energiespeichers als auch von der Art der USV ab.
Es ist wichtig, diese beiden Punkte getrennt voneinander zu betrachten, da durch sie jeweils unterschiedliche Eigenschaften einer USV-Anlage beschrieben werden. Ob nun eine statische USV-Anlage mit einer Batterie oder einem Schwungrad ausgestattet ist, ist unabhängig von der Erzeugung der Ausgangsspannung mittels eines IGBT-Umrichters.
Gleichermaßen wird bei einer rotierenden USV Anlage die Spannung immer durch einen Synchrongenerator erzeugt, wiederum unabhängig davon, ob der Energiespeicher ein Schwungrad oder eine Batterie ist.

Energieinhalt, Überbrückungszeit und Ladezustand 

Batterien

Leider kann man nicht bei allen Energiespeichern für USV-Anlagen davon ausgehen, dass immer der gesamte Energieinhalt für die USV zur Verfügung steht.

So ist zum Beispiel die verfügbare Kapazität eines Bleiakkumulators stark vom Entladestrom, der Entladeschlussspannung und der Temperatur abhängig. Zusätzlich ist der Zusammenhang zwischen Entladestrom und nutzbarer Energie nicht linear.

Abb. 1: Überbrückungszeiten eines 450 Ah Bleiakkumulators in Abhängigkeit von der entnommenen Leistung

 

Dieses Verhalten ist bei anderen Batterietechnologien, wie zum Beispiel Nickel-Cadmium (NiCd), Nickel-Metall-Hydrid (NiMH) oder Lithium-Ionen (Li-Ion), weniger stark ausgeprägt.

Demzufolge liegen die typischen Überbrückungszeiten von USV-Anlagen mit Batterien im Bereich zwischen 5 und 30 Minuten.

Eine Batterie wird als vollgeladen bezeichnet, wenn sie die vom Hersteller vorgegebene Ladeschlussspannung erreicht hat und keinen nennenswerten Ladestrom mehr aufnimmt.

Eine Batterie gilt als leer, wenn sie während der Entladung eine bestimmte Spannungsuntergrenze, die sogenannte Entladeschlussspannung erreicht hat. Wird eine Batterie bis unter die Entladeschlussspannung entladen, führt dies zu einer dauerhaften Schädigung und damit einer reduzierten Lebensdauer der Batterie.

Im Gegensatz zu Schwungrädern ist es bei Batterien nicht möglich, jederzeit anhand einfacher Messgrößen den Ladezustand zu bestimmen. Auch die aktuelle Klemmenspannung, die einzige von außen einfach zugängliche Messgröße, ist hierzu nicht geeignet, da sie unter anderem stark von der Batteriegröße und dem aktuellen Batteriestrom abhängig ist.

Um diesen Nachteil auszugleichen, ist in den meisten USV-Anlagen eine Software zur Batterieüberwachung integriert, die die aufgenommene und die abgegebene Ladung der Batterie misst und auf integriert, und daraus den aktuellen Ladezustand ableitet.

Die Bestimmung des tatsächlichen, für die USV-Anlage verfügbaren Energieinhalts einer Batterie ist letztlich aber nur durch einen Entladeversuch möglich.

Schwungradspeicher

Einer der großen Unterschiede zwischen Schwungradenergiespeichern und Batterien ist, dass die typische Überbrückungszeit von Schwungradspeichern lediglich im Bereich von 8 bis 60 Sekunden bei Nennlast liegt, bspw. eine Last von 1MW kann für mehr als 60 Sekunden überbrückt werden. Hinzu kommt, dass Schwungrad­speicher einen nahezu linearen Zusammenhang zwischen Überbrückungszeit, Energieinhalt und Entladeleistung aufweisen.

Durch die Vorgabe einer oberen und einer unteren Grenzdrehzahl in Verbindung mit dem Trägheitsmoment der Schwungmasse ist der verfügbare Energieinhalt des Speichers bei jeder Drehzahl fest definiert.

Im Gegensatz zur Batterie ist die verfügbare Energie unabhängig von der Entladeleistung und steht damit der USV uneingeschränkt zu Verfügung.

Ladezeit

Die Leistung, mit der der Energiespeicher wieder geladen werden kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab.

  • Maximale Netzleistung, die zusätzlich zur Lastversorgung für die Ladung zur Verfügung gestellt werden kann.
  • Maximale Leistung der Ladeeinrichtung.
  • Eventuelle Begrenzung der Ladeleistung durch den Energiespeicher

Bei Batterien ist die Ladeleistung während des Ladevorgangs in der Regel nicht konstant. So wird zum Bespiel beim Laden von Bleibatterien anhand einer IU-Kennlinie der Ladestrom (I) bei Erreichen der Ladeschlussspannung (U) reduziert. Ab diesem Zeitpunkt wird mit konstanter Batterieklemmenspannung und abnehmendem Ladestrom geladen, um ein schädliches Überladen der Batterie zu verhindern.

Bei USV-Anlagen mit Schwungradspeicher erfolgt das Aufladen während des gesamten Ladevorgangs mit nahezu konstanter Leistung. Bei USV-Anlagen mit elektrisch angebundenem Schwungrad ist es möglich, mit einem bidirektionalen Frequenzumrichter den Schwungrad­speicher mit der gleichen Leistung zu laden, mit der er bei einem Netzausfall entladen wird, was in der Regel der Nennleistung der USV-Anlage entspricht. Mit Rücksicht auf die maximale Netzanschlussleistung liegt die typische Rückladezeit eines Schwungrades allerdings in der Regel zwischen 1 und 6 Minuten.

Zuverlässigkeit

Für eine USV ist die Zuverlässigkeit des Energiespeichers von essentieller Bedeutung.
Da aber keine einheitliche Datenbasis bezüglich der Zuverlässigkeit von Energiespeichern zur Verfügung steht, muss teilweise auf eigene Erfahrungen zurückgegriffen werden [1]. Danach kann für eine Bleibatterie in der Ausführung als Nasszelle eine MTBF (Mean Time Between Failures) von ca. 880000 Stunden, für eine sogenannte wartungsfreie Batterie aber nur eine MTBF von ca. 80000 Stunden angenommen werden.

Um Ausfällen von Batterien wirkungsvoll vorzubeugen, ist deren regelmäßige Wartung unbedingt erforderlich. Schwungradspeicher erlauben grundsätzlich eine genauere Berechnung ihrer Zuverlässigkeit, da die entsprechenden Daten der verwendeten Komponenten in den meisten Fällen bekannt sind. Eine hohe Zuverlässigkeit und eine Lebensdauer von >20Jahren zeichnen Schwungräder aus. Dies gilt insbesondere dann, wenn nicht extreme Technologien, wie z.B. Hochvakuum oder sehr hohe Drehzahlen, zum Einsatz kommen.
Je nach Ausführung ergeben sich für Schwungradspeicher MTBF-Werte von bis zu 3,4 Mill. Stunden. Damit sind sie deutlich zuverlässiger als Batterien, mit dem zusätzlichen Vorteil des geringen Wartungsaufwands.

Welcher Energiespeicher für welche Anwendung?

Überbrückungszeit

Die Überbrückungszeit ist ein grundsätzliches und gleichzeitig auch sehr komplexes Kriterium bei der Auswahl eines Energiespeichers.

Zunächst einmal muss fest stehen, gegen welche Art von Netzausfällen die USV-Anlage die Last schützen soll.

Aus der Statistik für Kurzzeit-Netzausfälle in Mitteleuropa in Abb. 2 geht hervor, dass 92,8 % der Netzausfälle kürzer als 1 Sekunde sind, und dass mit einer Überbrückungszeit von 3 Sekunden bereits 96,5 % der Netzausfälle abgedeckt werden.

Grafik 2-min

Abb. 2: Statistik über die mittlere Häufigkeit von Netzstörungen in Mitteleuropa (Quelle: UNIPEDE DISDIP)

Sind die Anforderungen höher, stellt sich die Frage, wie viel mehr Sicherheit ein größerer Energiespeicher bieten würde. So würde zum Beispiel ein Energiespeicher mit 20 Sekunden Überbrückungszeit vor ca. 98,4 % aller Kurzzeitnetzausfälle schützen.
Und unter der Annahme, dass ein Netzausfall, der länger als 30 Minuten andauert, nur ein Mal pro Jahr vorkommt, so würde man mit einer USV mit einer 30-Minuten-Batterie nur noch ein Mal im Jahr die Last verlieren bzw. abschalten müssen.

Wird die USV mit einem Dieselaggregat kombiniert, oder kommt eine Diesel-USV zum Einsatz, stellt sich erneut die Frage nach der Größe des Energiespeichers. Dieser muss in diesem Fall nur noch in der Lage sein, die Last unmittelbar nach dem Netzausfall so lange zu versorgen, bis der Diesel gestartet ist und die Last übernommen hat. In der Regel sind dies maximal 15 Sekunden und damit eine für Schwungradspeicher ideale Überbrückungszeit.

Kosten

Ein weiterer wichtiger Aspekt für die Auswahl eines Energiespeichers sind dessen Kosten. Man kann durch Berechnungen leicht belegen, dass über die Jahre gerechnet ein Schwungradenergiespeicher kostengünstiger ist als eine Batterielösung.
Wesentliche Gründe hierfür sind die niedrigen Wartungskosten und die im Vergleich zur Batterie lange Lebensdauer des Schwungrades, wodurch die höheren Anschaffungskosten zu Beginn der Installation mehr als ausgeglichen werden. Während ein Schwungradspeicher in der Regel die gleiche Lebensdauer wie die USV‑Anlage aufweist, müssen Batterieanlagen mehrere Male während der Lebensdauer einer USV ausgetauscht werden.

Unter der Rubrik Kosten muss auch der Aspekt der Klimatisierung erwähnt werden. Letztere ist für nahezu alle Installationen mit Bleibatterien erforderlich (sofern nicht durch die natürliche Umgebung des Aufstellungsortes sichergestellt), um die optimale Betriebstemperatur für Bleibatterien von 20°C sicherzustellen. Im Gegensatz zu Batterien können die meisten Schwungradspeicher dauerhaft bis zu einer Umgebungstemperatur von 40°C betrieben werden.

Platzbedarf

Ein weiterer wichtiger Aspekt für die Auswahl des Energiespeichers ist dessen Platzbedarf.

Während Schwungradspeicher normalerweise nicht mehr als 2 m2 Aufstellfläche benötigen, muss für eine Bleibatterie gleicher Leistung ein Vielfaches davon bereitgestellt werden.

Zusammenfassung

Als Energiespeicher in USV-Anlagen kommen vorzugsweise Batterien und Schwungräder zum Einsatz. Die Auswahl des Energiespeichers hängt stark von der jeweiligen Anwendung ab. Sollen auch längere Netzausfälle ohne die Verwendung von Dieselaggregaten überbrückt werden, wird die Verwendung von Batterien die bevorzugte Lösung sein. Ist es lediglich erforderlich, kurze Netzausfälle zu überbrücken, ist sicherlich ein Schwungradspeicher die erste Wahl, da er eine hinsichtlich Wartungsaufwands und Platzbedarfs optimale Lösung darstellt. Auch bei USV-Anlagen mit integriertem Diesel, sogenannten Diesel-USV kommen vorwiegend Schwungradspeicher zum Einsatz, da hier lediglich die Zeit überbrückt werden muss, die der Diesel zum Start und zur Lastübernahme benötigt. Wird zusätzliche Sicherheit gewünscht, bietet die Kombination einer Diesel-USV mit Batterien, wie zum Beispiel die Batterieversion des UNIBLOCK von Piller, eine längere Überbrückungszeit, ohne dass auf den Dieselmotor zurückgegriffen werden muss.

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