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BIM – das Planungstool der Zukunft
26. November 2015 -
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Die Welt der Planer spricht über BIM oder BIM basierte Planung: Ob Krankenhaus, Bürogebäude, Einfamilienhaus oder Wolkenkratzer – die Planung auf der Basis von BIM bietet für jede Gebäudeart entscheidende Mehrwerte. Doch wofür steht BIM, was genau versteckt sich hinter dieser zukunftsweisenden Methode und welche konkreten Vorteile bietet sie?

BIM – das Planungstool der Zukunft

BIM steht für „Building Information Modeling“, zu Deutsch „Gebäudemodellierung“. Es beschreibt eine Methode der optimierten Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden mithilfe von Software. Dabei werden alle relevanten Gebäudedaten digital erfasst, kombiniert und vernetzt. Das Gebäude ist als virtuelles Gebäudemodell auch geometrisch visualisiert.

Der Begriff Building Information Modeling wurde von Autodesk geprägt, um einen „dreidimensionalen, objektorientierten, AEC-spezifischen computerunterstützten Design-Prozess“ zu beschreiben. Dabei wird zwischen einem parametrischen Gebäudemodell und einem intelligenten Gebäudemodell unterschieden.

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Im parametrischen Gebäudemodell können sämtliche Elemente (Wände, Decken, Bemaßungen, Beschriftungen, Objekte, Schnittlinien, etc.) zueinander in Abhängigkeiten gebracht werden, während beim intelligenten Gebäudemodell die Intelligenz auf einzelne Objekte beschränkt ist. In der klassischen Bauplanung erstellt der Architekt einen Entwurf mithilfe eines CAD-Systems. Auf Basis dieses Entwurfes wird zur Kostenkalkulation eine Mengenermittlung erstellt. Die Planung wird letztendlich an Fachingenieure, Brandschutzgutachter und an Behörden weitergegeben.

Ein Planungsprozess ist keine statische Angelegenheit, er lebt und entwickelt sich vielmehr weiter. Aus diesem Grund entstehen fast täglich tiefgreifende Änderungen in der Planung. Tritt eine solche Änderung auf, bedeutet das zugleich einen Mehraufwand: Zeichnungen müssen geändert und Mengenermittlungen angepasst werden. Sämtliche Aktualisierungen müssen dann an die entsprechenden Fachplaner weitergeleitet werden. Diesen wiederum fällt es zu, die aktualisierte Planung einzupflegen, abzugleichen und Ihre eigene Planung entsprechend anzupassen. Dies verursacht einen erheblichen Koordinierungs- und Arbeitsaufwand, der mit BIM deutlich reduziert werden kann.

Mit BIM nimmt der Architekt oder Fachplaner Änderungen an der Projektdatei, also direkt am Modell vor. Diese Änderungen sind für alle Beteiligten sowohl als Zeichnung als auch als Datenpaket direkt verfügbar. Massen und Stückzahlen, die zum Beispiel als Grundlage zur Kostenkalkulation dienen, werden automatisch abgeglichen. Aufgrund von Änderungen im Grundriss könnte sich beispielsweise die Zahl und Beschreibung der Türen in einem Gebäude ändern. Der Architekt ändert daraufhin die Türen im virtuellen Gebäudemodell. Damit wird automatisch auch die Türliste verändert und bei entsprechender Verknüpfung ist die unmittelbare Auswirkung auf die Kosten direkt sichtbar.

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Der Austausch der Daten bei der Nutzung von verschiedenen CAD Programmen auf Seiten der Fachplaner und des Architekten ist oftmals die Crux der Sache. Um den Daten- und Informationsaustausch sowie die Kommunikation zwischen verschiedenen CAD Systemen zu ermöglichen, verfolgt die internationale Organisation buildingSMART (www.buildingsmart.de) das Ziel, offene Standards (openBIM) auf der Basis von Building Information Modeling zu etablieren. Dazu hat buildingSMART ein Basisdatenmodell – die Industry Foundation Classes (IFC) für den modellbasierten Datenaustausch im Bauwesen – entwickelt.

Da der Datenaustausch oftmals über Datenfernverbindungen unter den am Planungsprozess Beteiligten abläuft, sind der BIM Planung zumeist Grenzen gesetzt. BIM-Dateien enthalten in der Regel die Gesamtheit aller Teil- und Fachgebiete in ihrer Gesamtstruktur. Dadurch werden die Dateivolumina schnell sehr umfangreich, mehrere Gigabyte sind hierbei keine Seltenheit. Damit steigen die Anforderungen an die technischen Infrastrukturen der Planungsbeteiligten. Der Anspruch an die Hardware und die digitale Vernetzung eines Planungsbüros erhöht sich bei der BIM basierten Planung immens, was zwangsläufig mit erheblichen Investitionskosten verbunden ist. Dennoch ist der Umstieg von der konventionellen 2D Planung zur BIM basierten Planung nicht mehr wegzudenken und für den Planer äußerst lohnenswert.

Nicht nur die verbesserte Qualität der Daten, das Generieren von Planungsicherheiten, die gemeinsame Datenbasis aller Beteiligten, die unmittelbare und kontinuierliche Verfügbarkeit aller aktuellen und relevanten Daten, der verbesserte Informationsaustausch sowie die kontinuierliche Datenaufbereitung sind Vorteile der BIM Planung: Die BIM Planung steigert auch die Präsentations- und Vermarktungsmöglichkeiten. Auf Basis der bereits erstellten dreidimensionalen Planung können Planer dem Kunden schon frühzeitig die Idee für das Objekt sehr anschaulich darstellen und leicht erklären. Denn: Menschen sehen und denken dreidimensional. Nicht jeder kann einen Grundriss und Schnitt lesen. Die Übertragung einer 2D-Planung in eine konkrete Vorstellung erfordert viel Erfahrung und gelingt selbst dann nicht unbedingt jedem. Werden jedoch Planungen oder Ideen dreidimensional visualisiert, stößt man meist, auch ohne technische Vorkenntnisse des Betrachters, auf eine hohe Akzeptanz für die Planung. Die 3D-Daten bieten somit eine vortreffliche Entscheidungsgrundlage, welche den Prozess von Investitionen und Entscheidungen erheblich beschleunigen kann.

Das Henne-Ei Problem entscheidet in vielen Projekten über Erfolg oder Misserfolg, über Start oder Begraben eines Bauvorhabens: Gibt es kein Gebäude, ist es schwer Mieter zu finden. Ohne die Aussicht auf Mieter, fehlen oft die Investitionsmittel. Mit der frühzeitigen Visualisierung, ganz gleich ob als Video, Still-Rendering oder interaktiver 3D-Datei, wird ein Projekt für den Kunden konkret. Das zukünftige Eigenheim, die zu vermietenden Büroflächen oder der Coffeeshop um die Ecke können schon in einer sehr frühen Phase des Projektes vermarktet werden.

Ist das Projekt fertiggestellt  und übergeben, bietet die BIM basierte Planung für den laufenden Betrieb des Gebäudes weitere Vorteile: Die gesamte Dokumentation und Planung ist zentralisiert abgelegt und ermöglicht somit einen schnellen Zugriff für das Facility Management. Fluchtwegpläne, betriebstechnische Unterlagen, Revisionsunterlagen, Informationen zu einzelnen Bauelementen – all diese Daten sind schnell abrufbereit und das auch über mobile Endgeräte. Die Gebäude sind dreidimensional begehbar, wobei bei einzelnen Informationspunkten Daten hinterlegt werden können, die dann jederzeit abrufbereit sind. Dabei kann es sich beispielsweise um Daten zum Raum, Sicherheitsinformationen, Bedienungsanleitungen, Herstellerinformationen, Ersatzteillisten oder Vertragsdaten z.B. zu Dienstleistern handeln. Die Informationen können auf dem abspielenden Gerät abgelegt sein oder aus externen Quellen abgerufen werden. Für die Anzeige externer Quellen muss das Gerät eine Netzwerkverbindung aufbauen können, die den Zugriff auf die anzuzeigenden Daten ermöglicht. Somit kann die BIM basierte Planung auch im FM Wesen einen sehr wertvollen Beitrag beisteuern.

Basis dieser durch BIM generierten Mehrwerte sind Planungsbüros, welche sich auf die BIM Planung umgestellt, angepasst und spezialisiert haben. Der Schritt zur Umstellung auf eine BIM basierte Planung ist nicht einfach und kann nicht von heute auf morgen geschehen. Da aber die Anforderung an das Bauen, an die Planung und deren Prozessabläufe heutzutage stark gestiegen sind, ist eine Umstellung sehr ratsam. Die zeitgemäße Planung und Bearbeitung von Projekten mithilfe von BIM ist aus der Planungswelt nicht mehr wegzudenken und wird früher oder später in jedem Büro und Projekt Einzug erhalten.

Von Dipl.-Ing. René Bulle, rb|Design