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Einfach mal machen: Smart die Verteilung und Nutzung von Strom im Rechenzentrum optimieren
6. März 2018 -

Sie sind herzlich eingeladen, mit uns eine Optimierungstour durch ein Rechenzentrum zu unternehmen. Anschauen wollen wir uns, was wir bei einer effizienten Verteilung von Strom auf den verschiedenen Verteilungsebenen berücksichtigen und gegebenenfalls verbessern sollten. Begleitend und im letzten Teil auch vertiefend betrachten wollen wir, wie wir mit einer ergänzenden Monitoring-Lösung, die auf einer Funktechnologie basiert, nicht nur die Stromverteilung noch sicherer und zuverlässiger gestalten, sondern auch im Hinblick auf Energieeffizienz dem Ganzen das Sahnehäubchen oben draufsetzen können.

Räumliche Stromverteilung: von dichten Doppelböden und lichten Decken

Unsere Tour beginnt auf der räumlichen Verteilungsebene: Traditionell wird der Strom hier über eine redundante A- und B-Einspeisung und entsprechende PDU-Kabel durch den Doppelboden hindurch bis an die Racks geführt. Je höher die Zahl der zu elektrifizierenden Racks ist und desto höhere Anforderungen an Redundanz gestellt werden, umso mehr Kabel müssen im Doppelboden gezogen werden. Mit der Zeit und infolge der fortschreitenden Erweiterung der RZ-Infrastruktur mehren sich die Stromkabel und bilden zusammen mit Datenkabeln und weiteren Versorgungsleitungen oftmals einen unübersichtlichen Verkabelungs- und Verrohrungsdschungel. Je höher dessen Dichte ist, umso komplexer und vielfältiger werden auch die damit einhergehenden Probleme, die sich wie folgt auf den Punkt bringen lassen:

  • Die Kabelbündel bilden eine massive Barriere für die durch den Doppelboden strömende, konditionierte Luft zur Kühlung der Rack-Hardware.
  • Weitere kabelbasierte Stromabzweigungen für die Elektrifizierung neuer Racks herzustellen stellt Elektriker vor nahezu unlösbare Probleme.
  • Aufgrund der Unübersichtlichkeit werden Konfigurations- und Wartungsarbeiten an der Verkabelung nicht nur erschwert, sondern auch zu einem Risiko für den störungs- und unterbrechungsfreien Betrieb.

Abgangskästen, mit oder ohne Monitoring-Modul, können überall entlang der Stromschiene eingesetzt werden.

Raus aus den Niederungen des Doppelbodens

Was machen wir da, müssen wir uns fragen. Wenn Rechenzentrumsbetreiber zu den Glücklichen zählen, die ohnehin ihre Infrastruktur um neue Räume oder sogar Gebäude erweitern wollen, dann fällt die Antwort ganz einfach aus: Von Anfang an die Verteilungsinfrastruktur aus den Niederungen des Doppelbodens heraus an die Decke bringen und auf Schienen setzen. In Bestandsrechenzentren empfiehlt es sich hingegen, die Möglichkeiten zu prüfen, wenigstens Teile der Versorgungsinfrastruktur im Doppelboden per Trassierung oder Deckentragsystem in eine Über-Kopf-Infrastruktur zu überführen. Zusätzlich sollten künftige räumliche Erweiterungen von langer Hand vorgeplant werden und die Schienenstromverteiler als Alternative zu PDU-Kabeln in Betracht gezogen werden – denn hierfür gibt es einige gute Gründe:

Dadurch dass die Stromverteilung per Schiene von der Decke herab zu den Racks erfolgt, entfallen die dicken Kabelbündel im Doppelboden und bilden keine Strömungshindernisse mehr für die Kühlluft. Die Stromschiene wird einfach entlang des Rack-Korridors geführt. Über jedem Rack können Stromabzweigungen mittels eines einfachen Abgangskastens hergestellt werden. Zur Elektrifizierung wird entweder eine normales Drop-Kabel oder ein 16 oder 32 Ampere-Anschlusskabel verwendet, das im Rack wiederum mit einer PDU-Stromleiste zu verbinden ist. Redundanz lässt sich einfach über eine zusätzliche Stromschiene herstellen, die parallel zur Hauptschiene geführt wird.

Soll ein neues Rack eingebunden werden, so kann die benötigte Stromabzweigung von Fachleuten mit nur wenigen Handgriffen und in Sekundenschnelle eingerichtet werden. Die Schritte dafür sind lediglich: Einsetzen des Abgangskastens in die Schiene, zum Kraftschluss der Leiter um 90 Grad drehen und letztlich per Klemmmechanismus werkzeugfrei arretieren.

Kabel versus Schiene

Betrachten wir kabelgebundene Verteilungssysteme im Vergleich mit Stromschienen, so lässt sich festhalten, dass wir bei Kabellösungen an feste Abzweigmarken gebunden sind. Für neue Abzweigungen müssen im Doppelboden „Strippen gezogen“ und dafür muss Downtime, oftmals mit einem Vorlauf von mehreren Wochen, eingeplant werden. Das Anschließen, Verlegen und Überprüfen der Leitungen sowie das Wiederanfahren der Systeme kann einige Stunden dauern. Danach gilt: Was einmal liegt, das liegt – denn rückbauen oder an anderer Stelle wiederverwenden lässt sich eine Stromabzweigung per Kabel nicht. Anders verhält es sich bei den Stromschienen. Genauso schnell, wie Abgangskästen eingesetzt und betriebsbereit sind, können sie auch aus der Schiene entfernt und überall erneut montiert und zur Verteilung genutzt werden.

 

Im Gegensatz zu kabelgebundenen Systemen gibt es ferner keine festen Marken für Stromabzweigungen. Diese lassen sich entlang des gesamten Schienenstranges und an jeder beliebigen Position einrichten. Im Hinblick auf Routinewartungen und Sichtprüfungen haben die Schienen ebenfalls die Nase vorn: Stromschienen, Abgangskästen, Drop-Kabel und Einspeisungen befinden sich über den Racks in Sichthöhe und sind für einen Zugriff einfach zu erreichen. Kontrollen und Wartungsarbeiten bei den Kabellösungen hingegen bedeuten den Abstieg in den Doppelboden.

Nur als kurzer Vorgriff auf den zweiten Teil, in dem wir uns ganz genau die Monitoring-Optionen und deren Vorteile auf jeder Verteilungsebene genauer anschauen wollen, sei schon einmal darauf hingewiesen, dass bei Stromschienenverteilern in Abgangskästen, an den Endeinspeisungen oder in die in die Racks reichenden Anschlusskabel Funkmessmodule zur Erfassung und Analyse der vitalen Stromparameter sowie zur effizienteren Lastverteilung und Stromnutzung integriert werden können.

Stromkabel mit von Haus aus integriertem Funkmessmodul können zum Beispiel aus „dummen“ PDU-Stromleisten

Verteilungsebene Rack

Nachdem wir jetzt wissen, wie wir den Strom flexibel und sicher ins Rack bekommen, führt uns unsere Optimierungstour weiter zur Verteilungsebene der PDU-Stromleisten. In der Regel setzen wir pro Rack zwei Stromleisten ein, die über einen getrennten A- und B-Stromstrang gespeist werden. Entsprechend wird ein Anschluss der IT-Geräte im Rack auf der A- und B-Stromleiste hergestellt. So haben wir auch auf der Rack-Ebene Redundanz bei der Stromversorgung. Eingesetzt und neu angeschafft werden sollten hier intelligente Stromleisten, die die folgenden Vorteile bieten:

  • Sie messen standardmäßig den Gesamtstrom auf der Leiste.
  • Sie ermöglichen die Überwachung der Stromversorgung für einzelne Ports oder Port-Gruppen.
  • Sie senden Alarmierungen, wenn kritische Versorgungssituationen auftreten.
  • Sie lassen sich aus der Ferne neu booten – und zwar sequenziell, um Lastspitzen zu vermeiden.

Intelligente, dumme und intelligent werdende PDU-Stromleisten

Aber wie schaut es heute denn tatsächlich in vielen Bestandsrechenzentren aus? Zum Einsatz kommen dort nach wie vor vorwiegend sogenannte „Basic Rack-PDUs“, die keine Überwachungsfunktionen bieten, nicht schaltbar sind und über keine Messintelligenz verfügen. Wirtschaftlich sowie vom Arbeits- und Konfigurationsaufwand her betrachtet, macht es natürlich nur selten Sinn, von jetzt auf gleich alle „dummen“ PDU-Stromleisten gegen intelligente auszutauschen. Allerdings ist Messintelligenz dringend dort erforderlich, wo unternehmenskritische Hardware über  

„dumme“ PDUs mit Strom versorgt wird, um etwa sich ankündigende Systemstörungen rechtzeitig erfassen und proaktiv abstellen zu können, bevor es zu einer unerwarteten Downtime kommt. Hier empfiehlt es sich, „dumme“ Stromleisten durch eine pfiffige Nachrüstlösung intelligent werden zu lassen. Dazu wird einfach das bestehende Stromkabel einer Stromleiste gegen ein Kabel ausgetauscht, in das ein Funkmessmodul bereits integriert ist. Der Clou ist: Die Messeinheit konfiguriert sich komplett selbsttätig, nimmt automatisch die Messung auf und sendet über ein dediziertes Funknetzwerk die Daten zur Stromnutzung automatisch an ein systemeigenes Gateway. Dieses stellt wiederum die über Funk erhaltenen Daten per SNMP oder Modbus TCP/IP über ein eigenes Management-Tool oder jede beliebige DCIM- oder BMS-Anwendung zur Verfügung. So haben Systembetreuer im einfachen Nachrüstverfahren ein wirksames Werkzeug an der Hand, mit dessen Hilfe sie Stromparameter permanent monitoren, Schwellenwerte definieren und bei auffälligen Versorgungswerten Warnmeldungen erhalten, um Systemstörungen oder -ausfällen effektiv vorbeugen zu können. Natürlich lassen sich in dieses Monitoring-System auch die schon bei den Stromschienen erwähnten Funkmessmodule für die Endeinspeisungen und Abzweigungen einbinden.

Kommen weitere Stromleisten hinzu oder sollen alte sukzessive erneuert werden, bietet sich als eleganteste Lösung an, Stromleisten zu beschaffen, bei denen ein entsprechendes Funkmessmodul schon ab Werk im Gehäuse integriert ist.  

Ein Muss auf Geräteebene: Redundanz nachrüsten

Von der PDU-Stromleiste hangeln wir uns quasi am Stromkabel entlang zur nächsten Schwachstelle bei der Verteilung, die wir jetzt genauer unter die Lupe nehmen wollen – und das sind Server oder Netzwerkswitche, die von Haus aus nur mit einem Netzanschluss ausgestattet sind. Bauartbedingt ist es bei diesen Geräten mit einer redundant ausgelegten Stromversorgung natürlich Essig, was nichts Gutes für den Ausfallschutz bedeutet. Trotzdem und unerwartet häufig lassen sich diese „Schätzchen“ besonders in historisch gewachsenen IT-Umgebungen antreffen, und nicht selten laufen darüber hochsensible Daten. Dieses Equipment sollte schnellstens und ohne Wenn und Aber mit einer redundanten Stromversorgung nachgerüstet werden. Genau zu diesem Zweck gibt es sogenannte Micro Automatic Transfer Switches (ATS). Das sind äußerst kompakte Transferschalter, die direkt oder über einen kurzen Kabelrüssel am einzigen Netzanschluss des IT-Geräts aufgesteckt werden und über zwei abgehende Kabel eine Verbindung zu einem A- und B Stromversorgungspfad herstellen. Kommt es zu Spannungsschwankungen oder zu einem Ausfall des primären Pfades, dann schaltet der Transferswitch automatisch und innerhalb weniger Millisekunden auf den B-Stromkreis um. Dieser führt dann die komplette Versorgung der angeschlossenen Komponente so lange aus, bis der A-Stromkreis wieder bereit für die Übernahme der vollen Last ist.

Bei der PDU-Leiste ist ein Funkmessmodul zum Monitoring der Stromwerte direkt ins Gehäuse integriert.

Punktgenau, raumsparend und ohne Überkapazitäten

Transferswitche sind weithin in der RZ-Branche bekannt, aber eher als Systeme für komplette Schränke oder als Versionen mit acht, sechzehn oder mehr Ports. Letztere haben den Nachteil, dass sie im Vergleich zu einem Micro Transfer Switch, der bis zu drei Geräte mit Redundanz nachrüsten kann und dabei nur null Höheneinheiten (HE) im Rack beansprucht, gut und gerne zwei oder sogar noch mehr HE im Schrank belegen müssen. Auch stellt der gebotene Port-Überschuss keinen Vorteil dar, weil sich in der Anwendungspraxis fast nie acht oder sogar mehr Geräte in einem Rack befinden, die nachträglich mit einer Redundanz ausgestattet werden müssen. Leistungsreserven werden hier auch nicht benötigt, da (hoffentlich) jede neu anzuschaffende Hardware bereits über eine redundant ausgelegte Stromversorgung verfügt. Aus diesen Gründen ist ein Micro Automatic Transfer Switch, der bedarfsgenau und den redundanten Ausfallschutz für eine oder bis zu maximal drei Komponenten bietet, das Mittel der Wahl.

Auf der Geräteebene kann besonders produktive Hardware natürlich auch individuell gemonitort werden, um den Ausfallschutz zusätzlich zu erhöhen. Hierbei wird das ursprüngliche Stromanschlusskabel einfach durch ein Kabel mit einem Funkmessmodul ersetzt, das sich in das Verteilungsebenen übergreifende Funk-Monitoring-Netzwerk einbucht. Die vitalen Stromwerte der Komponente lassen sich dann entweder lokal über ein im Modul integrierte Anzeige oder aus der Ferne mithilfe eines dedizierten GUIs oder eines via SNMP oder Modbus TCP/IP ansprechbaren Management-Tools von Drittherstellern ablesen. 

Was macht die Stromnutzung effizient?

Nachdem wir auf den verschiedenen Verteilungsebenen gefeilt und optimiert haben, wollen wir uns nun der Frage zuwenden, was die Stromnutzung insgesamt effizienter – und zwar funktional, energetisch und ökonomisch gesehen – macht. Die Effizienz wird dabei durch die folgenden Voraussetzungen und Faktoren bedingt:

  • Funktional effizient ist die Stromverteilung nur, wenn sie unterbrechungsfrei läuft.
  • Bei sich andeutenden Problemen bei der Stromversorgung muss gewarnt werden.
  • Alarmiert werden sollte auch, wenn kritische Umgebungsbedingungen entstehen.
  • Lasten müssen optimal auf die Racks verteilt werden.
  • Vorhandene Energieeinsparpotenziale sollten ermittelt und genutzt werden.
  • Dafür werden Kennwerte für Strom und Umgebung benötigt, die immer wieder analysiert und evaluiert werden müssen.

Nun schließt sich die Frage an, wie wir im obigen Sinne eine effiziente Stromnutzung, optimale Umgebungsbedingungen und Frühwarnsysteme realisieren können und welche Hürden dafür zu überwinden sind.

Messen muss sein

Die größte Hürde besteht darin, dass sehr oft keine Kennzahlen zur Stromnutzung im Rechenzentrum bekannt und verfügbar sind. Dafür gab oder gibt es zumeist zwei Gründe: Noch vor einiger Zeit ließ sich ganz sicher sagen, dass Facility Management- und RZ-Experten zu wenig miteinander reden und die vorherrschende Denke bei vielen RZ-Profis war: So lange die Stromkosten aufs Facility Management gehen, sind mir die Stromnutzung und die damit verbundenen Kosten „schnuppe“. Mittlerweile geht der Trend aber eindeutig dahin, dass beide Fraktionen aufgrund von Kostendruck und Effizienzvorgaben zunehmend gemeinsam an einem Strang ziehen. Ungleich schwerer wiegt somit der zweite Grund: Es liegen oft keine Kennzahlen vor – ganz einfach deshalb nicht, weil in vielen Rechenzentren noch immer nicht gemessen wird. Und da hilft natürlich nur eins: Messen! – und zwar auf allen Ebenen.

Die Stromwerte müssen ganzheitlich erfasst werden und sich von der Gebäude- oder Raumebene bis hinunter zur Geräteebene herunterbrechen lassen. Da eine sichere und effiziente Stromverteilung und -nutzung ebenfalls optimale Umgebungsbedingungen miteinschließt, sollten auch zumindest Temperatur und Feuchte auf Raum- und Rack-Ebene bekannt sein. Hilfreich ist zudem die Errichtung eines Detektions- und Frühwarnsystems für Flüssigkeitsleckagen, damit aus einem anfänglich kleinen Wasserrinnsal keine Katastrophe entsteht.

Werkzeuge und Kommunikationspfade für das Monitoring

Nachdem wir festgelegt haben, was gemessen werden soll, wollen wir uns dem zuwenden, womit man am besten misst und wie man die gewonnenen Daten am besten übersichtlich auf den Radar bekommt. Monitoring-Werkzeuge gibt es viele und es würde den Rahmen des Artikels sprengen, hier einen ernstzunehmenden Vergleich aller gängigen Lösungen am Markt anzustellen. Aber es lohnt sich, einen kurzen Blick auf die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Verbindungs- und Kommunikationspfade zu richten, derer sich die verschiedenen Systeme bedienen.

Verbunden über „Gänseblümchenkette“

Am gängigsten sind Monitoring-Tools, bei denen die einzelnen Messmodule über eine serielle Verkabelung miteinander verbunden sind. Häufig werden diese im Daisy Chain-Verfahren installiert. Limitiert sind solche Systeme im Hinblick auf Distanzen und die Anzahl der einzubindenden Module, weil die „Gänseblümchenkette“ nicht unendlich weit verlängert werden kann. Problematisch bei manchen Systemen ist zudem, dass, wenn sich ein Modul verabschiedet, bei den weiteren Modulen ebenfalls wie bei einer einfachen Lichterkette die LEDs ausgehen. Je mehr Racks in einer Umgebung im Einsatz sind, umso aufwendiger gestalten sich die Installations-, Verkabelungs- und Einrichtungsarbeiten. Systembetreuer müssen in ihren Arbeitsplan regelmäßige Sichtprüfungen integrieren, um zu gewährleiten, dass es keinen gelösten Kabelverbindungen innerhalb der Modulkette gibt.

 Der Bus kommt (nicht überall hin)

Einfacher handzuhaben und zu pflegen sind hingegen Monitoring-Systeme, die auf einer Bus-Technologie aufsetzen. Die Racks werden dabei mit Schienen ausgestattet, in die sich entsprechende Messsensoren ohne Verkabelungsaufwand einsetzen lassen. Erweiterungen können, so lange Platz vorhanden ist, jederzeit entlang der Busschiene vorgenommen werden. Zur Systemverwaltung wird in der Regel keine zusätzliche Kommunikationsverkabelung benötigt. Eine Schwachstelle ist aber, dass Messmodule stets den Kontakt zur Schiene benötigen. Ist keine Schiene vorhanden, dann können Module, etwa außerhalb von Racks oder frei im Raum, auch nicht mehr so ohne weiteres hinzugefügt werden. Erforderlich sind dann ein anderes Modul, eine zusätzliche externe Verkabelung und gegebenenfalls eine besondere Haltevorrichtung zur Platzierung und Anbringung.

Ohne Limits via IP?

Kurz ins Auge fassen wollen wir auch noch Monitoring-Lösung, deren Module untereinander seriell verkabelt sind, die zudem aber auch eine Einbindung in ein Netzwerk per TCP/IP ermöglichen. Derartige Lösungen bieten den Vorteil, einfach eingerichtet und auch aus der Ferne verwaltet werden zu können sowie von der Zahl der Messmodule her nicht limitiert zu sein. Ein Nachteil besteht indes darin, dass jedem einzelnen Monitoring-Modul ein eigene IP-Adresse zugewiesen werden muss. Dies mündet letztlich wieder in mehr Administrations- und Konfigurationsaufwand sowie höhere Kosten ein.     

 Per Funk alles unter einem Dach

Eine interessante Alternative zu den hier nur kurz skizzierten Lösungen und Pfaden bietet das Monitoring per Funk. Das über Daxten, einem Anbieter von smarten Lösungen zur Optimierung von Rechenzentren, erhältliche System namens Packet Power basiert auf einer Funktechnologie, die für das Datacenter-Monitoring optimiert worden ist und dynamisch Frequenzen im Bereich zwischen 860 und 930 MHz nutzt. Funkmessmodule zur Erfassung von Temperatur, Feuchte und Differenzdruck werden einfach im und am Rack sowie frei im Raum platziert. Über die gleichen Funk-Module lassen sich sogar Sensoreinheiten integrieren, die von Wasserleckagen bedrohte Areale im Rechenzentrum zuverlässig überwachen. Untereinander sind die Module nicht über Kabel verbunden, sondern bilden ein vermaschtes Funknetzwerk. Einmal eingeschaltet konfigurieren sich diese Funkmessmodule komplett selbsttätig, nehmen ihre Messtätigkeit auf und wählen sich zur Datenübermittlung automatisch in das Netzwerk ein.

Genauso aktivieren sich auch die für das Strom-Monitoring zuständigen Funk-Monitoring-Module, die, wie schon erwähnt, direkt in Abgangskästen oder Endeinspeisungen von Stromschienen oder im Gehäuse von Rack PDU-Stromleisten der Marke Schleifenbauer integriert sein können. Zum Einsatz kommt die Packet Power-Technologie auch zum funkbasierten Stromkreis-Monitoring bei Schaltschränken sowie zur Überwachung der Stromwerte von einzelnen IT-Geräten. Bei Letzteren wird dazu das bestehende Stromkabel einfach gegen eines mit integrierter Funkmessintelligenz ausgetauscht.

Bis zu 250 dieser verschiedenen Funkmessmodule kann ein einzelnes System-Gateway verwalten, das alle Messdaten zu Umgebungsbedingungen sowie Stromwerte wie Volt, Ampere, Watt, Stromverbrauch, Frequenz, Leistungsfaktor, Scheinleistung oder Verbrauchsspitzen per Funk übermittelt bekommt. Durch das Hinzufügen zusätzlicher Gateway-Instanzen lässt sich die Zahl der Sensor- und Messmodule theoretisch ohne Begrenzung erhöhen. Die Messdaten werden vom Gateway via SNMP oder Modbus TCP/IP an eine dedizierte Benutzerschnittstelle oder eine DCIM- oder BMS-Anwendung von Drittherstellern übertragen.

Redundanz lässt sich über einen ultrakompakten Micro Transfer Switch ganz einfach bei Single-Power-Geräten nachrüsten.

 Optimierte Lastverteilung, Sicherheit und Energieeffizienz

Der konkrete Anwendernutzen besteht nun darin, dass RZ-Experten alle Messdaten, von dem Management-Tool zu Dashboards, Diagrammen und Ist- sowie Trendreports aufbereitet, zur Verfügung gestellt bekommen. So können sie etwa auf einen Blick ersehen, wie es um die Verbrauchswerte für jedes IT-Gerät sowie die Auslastung von Verteilungen und einzelnen Abgängen bestellt ist. Immer auf dem Schirm haben sie zudem, wie es sich mit den Kühlungskapazitäten und der Last pro Rack verhält, wo noch Leistungsreserven für das Hinzufügen neuer Hardware vorhanden sind und wie sie durch eine wohlabgewogene Bestückung der Racks mit IT-Equipment ein optimales Load-Balancing durchführen können.

Die Ausfallsicherheit im Rechenzentrum wird dadurch erhöht, dass bei sich andeutenden kritischen Strom- oder Umgebungswerten automatisch Warnmeldungen ausgelöst werden, so dass Gegenmaßnahmen eingeleitet werden können, bevor eine Systemstörung oder gar Downtime auftritt. Aber auch sich selbst weiß die Funk-Monitoring-Lösung gut zu schützen: Im Falle einer Netzwerkstörung oder eines Stromausfalls bewahrt eine in die Monitoring-Module integrierte Keep-Alive-Funktion vor einem Verlust der erfassten Daten. Durch die Option, neben einer primären Gateway-Instanz ebenfalls zusätzliche Backup-Gateway-Instanzen einzurichten zu können, lässt sich eine mehrfache Redundanz herstellen. Da die Gateways ihre Datenbanken in sehr kurzen zeitlichen Zyklen miteinander synchronisieren, bleiben die Daten auch bei länger anhaltenden Betriebsstörungen vollständig erhalten.  

Last but not least dient das Funk-Monitoring-System dem RZ-Personal auch als Evaluationstool, das alle wichtigen Messwerte zu einer soliden und fortwährenden Ermittlung der PUE liefert oder über diese Datenbasis auch die Festlegung von eigenen spezifischen Leistungskennzahlen ermöglicht, mit denen die Effizienz des Verhältnisses von Energieeinsatz und Performance in der eigenen RZ-Umgebung beurteilt und optimiert werden kann.

Fazit

Damit sind wir am Ende unserer Optimierungstour angelangt und wollen kurz auf den Punkt gebracht festhalten, was wir von dieser mitnehmen werden. Zur Optimierungen der Stromverteilung sollten wir:

  • wo und wenn möglich, die Versorgungsinfrastruktur aus den Niederungen des Doppelbodens an die Decke bringen.
  • im Raum auf Schienen setzen.
  • intelligente PDU-Stromleisten in den Racks einsetzen.
  • Messintelligenz bei „dummen“ Rack-PDUs nachrüsten.
  • eine redundante Stromversorgung bei Geräten mit nur einem Netzteil nachrüsten.

Für eine optimale Stromnutzung, Ausfallsicherheit, perfekt ausbalancierte Umgebungsbedingungen sowie eine hohe Energie- und Kosteneffizienz fahren wir am besten damit, ein ganzheitliches Monitoring einzuführen. Wie gezeigt, decken funkbasierte Monitoring-Lösungen dieses gesamte Leistungsspektrum ab und stellen eine interessante Alternative zu kabelgebundenen, bus- oder IP-basierten Monitoring-Systemen dar. Punkten können die Funk-Systeme vor allem durch die schnelle und kabelfreie Installation in bestehenden Umgebungen sowie die automatisch ausgeführte Selbstkonfiguration ihrer Messmodule. Überzeugend dürfte ebenfalls sein, dass Anwender mit einer Minimallösung auf jeder beliebigen Verteilungsebene beginnen und das modular aufgesetzte System punktgenau und ohne Limitierung erweitern können.

Unterm Strich haben Sie jetzt also ganz viel an der Hand, um die Verteilung und Nutzung von Strom in Ihrem Rechenzentrum einfacher, effizienter und zukunftssicher zu gestalten. Zum noch tieferen Eintauchen in die Materie sowie für weitere Best Practices zur Optimierung Ihrer RZ-Infrastruktur besuchen Sie bitte auch www.daxten.com/de/.

 

von Jörg Poschen

Moderator der Gruppe Green IT auf Xing sowie hauptberuflich Head of Marketing bei Daxten, einem Anbieter von smarten Lösungen zur Optimierung von Rechenzentren.