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Rechenzentren im Klimawandel
22. Februar 2017 -

Wie einzelne Elemente der Klimatisierung die Energieeffizienz des gesamten Rechenzentrums steigern

Der EN 50600 sei es gedankt! Sie ist nicht nur eine allgemein gültige Normenreihe für Einrichtungen und Infrastrukturen von Rechenzentren. Ihre Vorgaben sowie Empfehlungen an die Energieeffizienz sind gewissermaßen Bestätigung für ein seit Jahren auferlegtes und aber nur teilweise gelebtes Umweltbewusstsein. Mit anderen Worten bringt sie Hersteller dazu, Produkte unter dem Aspekt der Energieeinsparung zu entwickeln und zu produzieren. Das bringt zum einen ein Umdenken, einen frischen Wind in Rechenzentren. Zum anderen fördert das auch die aktive Auseinandersetzung mit bestehenden Problemen. Denn eines ist gewiss: Das Energiemanagement gehört zu den Kernherausforderungen eines effizienten Datacenters. Das zeigt sich unter anderem sehr deutlich in der Klimatisierung, die immer noch den größten Anteil der Betriebskostenbetrachtung ausmacht. Ist sie zu schwach, überhitzt die IT. Ist sie zu stark, entstehen enorme Betriebskosten. Durch gezielte Produktoptimierung kann jedoch jeder RZ-Verantwortliche einen kühlen Kopf bewahren.

Selbstverständlich ist nicht jede Produktoptimierung der EN 50600 geschuldet. Jedoch schaffen die Normen ganz nebenbei die notwendigen Impulse für neue Innovationen und Produktideen. Fast schon nach dem Motto „die Not macht erfinderisch“ nehmen Unternehmen, die Dienstleistungen und Produkte rund um Datacenter anbieten, die Anforderungen der EN 50600 zum Anlass neue Lösungen kreativ umzusetzen. Bereits am vermeintlich kleinen Beispiel einer Seitenkühlerlösung zeigt sich, wie dessen Verbesserung die Effizienz der Klimatisierung und damit verbunden des Rechenzentrums steigern kann.

 

Mitdenken heißt Leistung

Voraussetzung sind in erster Linie intelligente Lösungen. Um den Energieverbrauch effizient zu regeln, muss der Seitenkühler beispielsweise in der Lage sein, die Auslastung der IT Komponenten selbstständig zu erkennen. Ist diese gering, kann er die Kaltwasservorlauftemperatur gleitend nach oben anpassen. Dadurch können die Kaltwassersätze mit einer längeren Freikühlphase energieeffizienter betrieben werden. Das leistet wiederum einen signifikanten Beitrag zur Betriebskostensenkung und hat damit deutlichen Einfluss auf die Power Usage Effectivness.

Neben neuen Lösungen kann die Neuanordnung bestehender Module eines Racks einen markanten Unterschied ausmachen, zum Beispiel durch zwei statt einem Wärmeübertrager. Durch eine scheinbar simple, V-förmige Anordnung entsteht eine sehr hohe Wärmeübertragungsfläche bei gleichzeitig sehr geringem luftseitigen Druckverlust. Dadurch können Seitenkühler die Wärme ohne zusätzliche Luftventilatoren über die Wärmeübertrager fördern. Das gilt für geschlossene Architekturen ebenso wie für hybride. Da die Ventilatoren in bestimmten Fällen komplett eingespart werden können, steigt die Energieeffizienz und die Lärmbelästigung sinkt. Versuche in unserem hauseigenen Testraum bestätigen, dass bei einer Vorlauftemperatur von 18° Celsius und einer Zulufttemperatur von 25° Celsius eine Kühlleistung von 28 kW abgeführt werden kann.

Aufwendung heißt Kosten

RZ-Verantwortliche sollten bei der Auslegung eines Seitenkühlers darauf achten, dass die Ventilatoren stufenlos regelbar sind. Das hat drei große Vorteile: geringere Geräuschentwicklung, mehr Leistung, vielfältigere Einsatzmöglichkeiten. Durch die stufenlose Einstellung kann derselbe Seitenkühler sowohl in Rechenzentren, in denen weniger Leistung erforderlich ist, als auch in einem Umfeld mit hoher Leistung eingesetzt werden: Von Datacentern in mittelständischen Unternehmen bis zu Rechenzentren im Bereich der Forschung und Lehre.

Des Weiteren ist darauf zu achten, dass einzelne Module, zum Beispiel Ventilatorenmodule oder die Steuerungsbox als Herzstück eines Seitenkühlers, im laufenden Betrieb getauscht beziehungsweise nachgerüstet werden können. Das Stichwort ist hier Zugänglichkeit. Je zugänglicher die Komponenten vom Hersteller verbaut werden, desto wartungsfreundlicher der Seitenkühler. Das wiederum steigert die Investitionssicherheit für RZ-Betreiber. Denn bei einer durchschnittlichen Lebensdauer eines Datacenters von 15 Jahren sind die Service- und Betriebskosten im Schnitt viermal höher als die Investitionskosten. Diese Kosten lassen sich mit durchdachten Produkten reduzieren.

Von Anfang an dabei

Schließlich gilt: Die EN 50600 wird unter einem EU-Normungsmandat erstellt. Das bedeutet, dass sie Vertragspartnern im Konsens festgelegte Richtlinien zu allen wesentlichen Aspekten an die Hand gibt: Von der Planung mit der Risikoanalyse beginnend bis zum Bau und Betrieb mit vollständigem Monitoring und Kapazitätsmanagementkontrolle. Sie füllt somit eine schmerzliche Lücke im formalen Normenwerk. Bei einem neuen Projekt sollten Planer daher ausnahmslos nach den Vorgaben der EN 50600 arbeiten. Zum einen, da die Norm derzeit bearbeitet wird und künftig auch dort greift, wo sie es aktuell nicht tut. Vor allem aber, da in Zusammenhang mit der EN 50600 eine vorgezogene Risikoanalyse empfohlen wird. Sie stellt fest, ob die Vorgaben der Normen eingehalten werden können. Das hilft Ausfälle der Verfügbarkeit der Infrastrukturen sowie unvorhergesehene Kosten von vornherein zu vermeiden.

Über den Autor:

Als Bereichsleiter SCHÄFER Ausstattungs-Systeme GmbH verantwortet Thomas Wermke unter anderem SCHÄFER IT-Systems. Das Unternehmen ist Hersteller von Netzwerk-, Serverschrank- sowie Rechenzentrumslösungen für konventionelle und komplexe Anwendungen. SCHÄFER Ausstattungs-Systeme GmbH ist Teil der SCHÄFER WERKE GRUPPE. Die inhabergeführte Unternehmensgruppe mit Hauptsitz in Neunkirchen im Siegerland ist mit diversifizierten Geschäftsbereichen weltweit tätig.

Mehr Informationen unter:
www.schaefer-it-systems.de